„Vermutlich gibt es für alles einen Grund“ zeigt Exponate, die alles andere als eindeutig sind. Allenfalls erkennt man, was sie früher einmal waren: Haushaltsgegenstände, Werkzeuge, Metallteile, Geschirr, Spielzeug, Stoffreste, Puppen, Bindfäden, Lappen, Holzfiguren. In seiner eigenen Sichtweise auf die Dinge fügt Gotthart Kuppel gefundene und aufgegebene Alltagsstücke neu zusammen und erschafft daraus poetische Kunstwerke. Der ursprüngliche Grund ihrer Herstellung ist dann nur noch mühsam zu enträtseln. Umso fantasieanregender sind die Gebilde, die neu entstanden sind. Da gibt es einen FlugFähigenBacksteinSieder oder einen FlugUnfähigenHocker, ein KeilSehPferd oder den GrünBeetBrüter, der aus einem Gartengerät und einem Bürstenkopf besteht. Die Titel der Arbeiten verraten Gotthart Kuppels Nähe zu Sprachkunst und zur Literatur.

Die fantasieanregenden und humorvollen Erzählungen, die von diesen Arbeiten angestoßen werden, täuschen aber nicht darüber hinweg, dass sich Gotthart Kuppel mit den Hinterlassenschaften einer Gesellschaft beschäftigt, der der Konsum zum Problem geworden ist. Die Form von Überkonsum, die sich in immer billigeren Kunststoffen und kurzlebigen Materialien der Produkte zeigt, ist bei ihm aufgrund der kürzeren Haltbarkeit der Dinge wenig abgebildet. Kuppels Arbeiten zeigen häufig noch Gegenstände, die lange im Alltag benutzt wurden und die dementsprechende Abnutzungsspuren zeigen. Durch Umwidmung und assoziative Nähe zu anderen Funktionen gelingt ihm ein humorvoller und kritischer Blick auf die heiligen Kühe der Konsumgesellschaft und ihren repräsentativen Konsum.
Gotthart Kuppel ist ein Bremer Künstler und Multitalent, dessen erstes Talent der Sport war, den er als Judoka erfolgreich als Leistungssport betrieb. Nach einem abgeschlossenen Medizinstudium wandte er sich dem Theater zu, wo er als Körpertrainer, Stockfechter, Schauspieler, Dramaturg, Regisseur und Librettist arbeitete. Mit seinem eigenen Soloprogramm Dr. Kuppels Kombinationskunst, das Zirkusartistik, Sprachakrobatik und Zeitkomik umfasste, tourte er erfolgreich durch die Bundesrepublik. Parallel dazu entstanden immer wieder Objekte und Assemblagen, die er in verschiedenen Einzel- und Gruppenausstellungen gezeigt hat. Es ist seine zweite Einzelausstellung in der Galerie Kramer.



Die Ausstellung wird akustisch vom Klangraum »fr-g-t[ö]« von Ingo Ahmels begleitet:  https://on.soundcloud.com/idZo9

(Nach Kopieren des Links lässt sich die fünfkanalige Arbeit in einer Zweikanal-Stereo-Version in voller Länge hören.)